greatmindsact logo

selbst. bestimmt. leben.

Wer Bist Du Eigentlich? – Persönlichkeit

Big Five

Inhaltsverzeichnis

Typenlehre

Sein oder anders werden – das ist hier die Frage!

„Sie hat aber eine starke Persönlichkeit!“ – wer hat diese Aussage bereits einmal selbst ausgesprochen oder in Gesprächen über atemberaubende Menschen vernehmen können?

 

Man scheint sich dabei ein sehr gutes Bild von derjenigen oder demjenigen malen zu können, von dem soeben die Rede ist.

Eine Persönlichkeitsbeschreibung scheint eine klares und festes Bild eines Menschen zu beschreiben. Generell scheinen wir alle zu wissen, was hinter der Persönlichkeit verborgen liegt, was der Begriff bedeutet und wie es gelingt, jemanden hierdurch zu beschreiben.

 

Aber wer hat sich schon einmal die Frage gestellt, was die Persönlichkeit explizit ist, was sie definiert und worin ihre Grenzen bei der Umschreibung eines Menschen liegen? Spätestens, wenn man die Persönlichkeitseigenschaften um Begriffe, wie Charakter und Temperament ausweitet, wird die ganze Sache ein Stück weit – komplizierter.

 

Und deshalb nehmen wir uns in diesem Blogbeitrag des hochspannenden Themas „Persönlichkeit“ an. Wir widmen uns der Frage, wie die Persönlichkeit im Alltag Bedeutung hat, wie diese wahrgenommen wird und woran die Wissenschaft Persönlichkeitseigenschaften fest macht. Wir stellen uns die Frage, inwieweit bestimmte Persönlichkeitsmerkmale im Leben zu- und welche eher abträglich sind und begeben uns noch auf eine spannende Reise in das Feld der Persönlichkeitstests. Zuletzt wollen wir auch die Persönlichkeit – wie bei allen Themen – definieren und von den Begriffen Temperament und Charakter abgrenzen.

 

Also – los geht’s!

Was Google zum Thema Persönlichkeit zu sagen hat

Persönlichkeit – im Angloamerikanischen als personality bekannt – assoziiert, bei der Eingabe des Begriffs in die Suchmaschine, stark mit personality disorder. Erst an zweiter Stelle erscheint dann der Begriff personality traits. Folglich scheint die Aussage stimmig, dass Persönlichkeit wohl (zumindest im Kontext der Suchmaschineneingabe) stark mit Auffälligkeiten, beziehungsweise Störungen einhergeht, bevor überhaupt das Augenmerk auf Persönlichkeitszüge gelegt wird.

 

Spannend, nicht?

 

Bereits jetzt können wir also gemeinsam schlussfolgern, dass Persönlichkeit ein Gebiet im menschlichen Dasein ist, welches einer Störung unterlegen kann. Also als „pathologisch“ klassifiziert werden kann. Dies lässt die Vermutung zu, dass Persönlichkeit wohl im alltäglichen Leben so präsent sein muss, dass Abweichungen von einer bestimmten Norm so ins Gewicht fallen, dass sie zum Beispiel im zwischenmenschlichen Kontakt, auffallen.

 

Was also, ist denn nun die Persönlichkeit? Wie wird sie psychologisch definiert und was ist sie nicht?

Definiere: Persönlichkeit

Eine erste Anlaufstelle für Dinge oder Themen, die man gerne kurz und knapp definiert haben möchte, geht man heutzutage ja nicht mehr in die Bücherei, sondern ins Internet. Wikipedia habe ich diesmal nicht nach dessen Meinung gefragt und auch DUDEN habe ich einmal galant links liegen gelassen. Mit dem Strom der Zeit habe ich mich mit meiner Frage: „Was ist die Definition von Persönlichkeit?“ an ChatGPT gewendet! Und hier beglückt euch Chad (für mich ist die KI einfach netter, wenn sie einen Namen trägt – in dem Fall: Chad 😊) mit folgender Aussage:

„Die Definition von Persönlichkeit umfasst die einzigartigen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die das Denken, Fühlen und Handeln einer Person charakterisieren. Sie umfasst Merkmale wie Temperament, Einstellungen, Werte und Gewohnheiten, die relativ stabil und konsistent über die Zeit sind.“

Eine äußerst elegante Formulierung, welche uns sicherlich eine gewisse Richtung weisen kann, wie Persönlichkeit verstanden wird. Und nun möchte ich einmal überprüfen, wie viel Wahrheit hinter dieser Aussage von Chad liegt und begebe mich in die Welt der Wissenschaft – mal sehen, was uns dabei über den Weg läuft.

 

Fragt man also die wissenschaftliche Seite nach der Definition von Persönlichkeit, so gerät man schleunigst in einen Strudel von unterschiedlichen Aussagen.

Erfolg

Persönlichkeitstests – wie viel Wahrheit steckt dahinter?

Die Frage nach der Begriffsklärung um die Persönlichkeit haben wir soeben soweit beantwortet. Nun stellt sich eine ganz andere Frage: anhand welcher Eigenschaften. Merkmale, etc. kann man denn festmachen, welche Persönlichkeit ein Mensch mit sich führt?

Hierzu haben Forscher (bzw. interessierte Leute, die sich gerne mit dem Verhalten und Denken anderer Menschen auseinandersetzen) ihre Gehirnzellen aktiviert und nach Merkmalen gesucht, die die Persönlichkeit einer Person möglichst gut beschreiben können. Daraus entwickelten sich Fragenkataloge, denen diese Merkmale, auch Items genannt, inbegriffen waren.

Die Geburtsstunde verschiedener Persönlichkeitstests läutete hiermit ein. Und damit auch der Erfolg von Buzzfeed.com. Auf dieser Webseite kann man mehr oder weniger seriöse Fragebögen beantworten und, neben der Kompatibilität deines Schatzis und dir anhand eurer Vollnamen, auch Tests zur eigenen „Persönlichkeit“ durchführen. [3]

Eine Disziplin, die ebenfalls eine starke Affinität für Tests auf Basis verschiedener Fragen hat, ist die Psychologie. So entwickelte diese Wissenschaft, die sich auf ganz besonderer Weise für das Verhalten und das Innenleben von Menschen interessiert, ebenfalls Tests (aber eben seriöser), die den Persönlichkeitsfragen nachgehen.

Worauf bauen denn nun diese Tests?

Der wohl bekannteste und einfachste unter den Persönlichkeitstests, ist der so genannte Big Five, oder im Deutschen auch als das Fünf-Faktoren Modell bekannt. Dieser umfasst, wie vielleicht ein aufmerksamer Leser unter euch bereits vermuten mag, genau fünf Elemente, die abgefragt werden. Dabei wird zwar nicht davon ausgegangen, dass all die Komplexität einer Person abgebildet wird, jedoch sollte es als adäquate Orientierung dienen. Das Beste daran ist, dass diese Faktoren auf jahrelanger Forschung beruhen und die herausgefilterten Charakteristika empirisch nachweislich eine gute Repräsentation der Persönlichkeit darstellen [2]. Dabei wurden eigenschaftsbeschreibende Wortgruppen aus Lexika aufgegriffen und entsprechende „Überbegriffe“ definiert, die diese Eigenschaft repräsentieren. Ganz hochkarätig wurde diese Herangehensweise als lexikalische Hypothese in einem Begriff zusammengefasst. Man schlägt den DUDEN auf und sucht nach Eigenschaftswörtern, die eine Person beschreiben könnten, gruppiert diese nach Ähnlichkeit und sucht einen beschreibenden Überbegriff.

Interessante Herangehensweise? Sicherlich. Hoffentlich bedienten sich die Wissenschaftler der aktuellen Ausgabe des DUDENS (& anderer Lexika) – in meinem Haushalt wären wir auf dem Stand 2017 stehen geblieben. Himmel sei dank hat mich niemand mit dieser Aufgabe beauftragt 😉

Diese 5 Merkmale zeichnen dich aus

Der BIG FIVE wurde nach der soeben beschriebenen Art und Weise erstellt und auf 5 Überbegriffe zusammengefasst:

Extraversion

“Extraversion is a higher-order dimension of personality variation encompassing individual differences in sociability, assertiveness, positive emotionality, approach tendencies, and status motivation.” [4]

 

Extraversion beschreibt also eine Person, deren Art im Umgang mit anderen Menschen eher als gesellig beschrieben werden kann. Eine Person, die extravertiert ist, kann sich generell behaupten, ist also mit einem hohen Durchsetzungsvermögen ausgestattet, verfügt generell über positive Einstellungen und Emotionen und scheut nicht, auf Mitmenschen zuzugehen. Außerdem sind extravertierte Typen eher von äußeren Faktoren motiviert, was sich in der Angeregtheit durch Status zeigt.

 

Ein absoluter Gegenpol zur Extraversion ist die Introversion. Solche Charaktere fallen (nicht) auf, durch ein Rückzugverhalten und schützen sich vor Überstimulation. Wo Impulsivität eher bei Extraversion zugegen ist, dominiert bei der Introversion eher Ängstlichkeit. [5]

Neurotizismus

“Eysenck and others referred to neuroticism as a trait of emotionality, specifically the tendency to arouse quickly when stimulated and to inhibit emotions slowly.” [6]

 

Neurotizismus war bereits in den Ursprüngen der Psychologischen Forschung als Begriff verankert (durch den guten Herrn Freud). Dabei beschrieb Neurotizismus einen Menschen, der sehr emotional auf Situationen reagiert und Schwierigkeiten hat, jene Reizung in Dingen der Emotionalität zu unterbinden oder wieder herunter zu fahren. Anderweitig ergänzen Costa et al., dass die emotionale Anpassungsfähigkeit fehle oder negative Emotionalität ausgeprägter bei jenen Personen sei [7].

Offenheit für Neues

“Openness to experience is one of the ‘Big Five’ personality traits and is broadly related to creativity, curiosity, and intelligence. However, this trait may also be associated with increased sensation seeking, risk-taking behaviors, and vulnerability to psychopathology.” [8,9]

 

Eigentlich relativ selbsterklärend, und doch einer weiteren Definition würdig ist die Offenheit für Neues oder für Erfahrungen. Dieses Charakteristikum beschreibt Personen, die neugierig sind, die kreativ und intelligent erscheinen – eben die Entdecker unter uns. Aber auch Personen, die eher Risikoaffin sind, die eine gewisse Sensationsgier verfügen und derweil eine Grundlage für psychiatrische Störungen bieten.

Verträglichkeit

“Agreeableness is linked to socially valued traits and prosocial motives […]” [10].

 

Gleichbedeutend mit dem Wort „vertragen“, ist die Verträglichkeit einer Person zuzuschreiben, die sozial und gesellschaftlich integer Handelt. Sie scheint soziale Motive im Blick zu haben, anderen Gutes zu wollen und im generellen Wohlwollen mit anderen, gemeinschaftlich, zusammenzuleben. Gleichzeitig behält sie sich vor, gesellschaftlich akzeptierte Werte zu vertreten und hat generell ein recht unkompliziertes Auftreten. Das Chamäleon der Gruppe, könnte man sagen.

Gewissenhaftigkeit

“Conscientiousness is a spectrum of constructs that describe individual differences in the propensity to be self-controlled, responsible to others, hardworking, orderly, and rule abiding.” [11,12]

 

Eine gewissenhafte Person – hält, was sie verspricht, ist selbst-diszipliniert, behält sich eine hohe Arbeitsethik vor, hält sich an die Regeln und strahlt Organisation und Strukturiertheit aus.

Persönlichkeitsfaktoren – ein Spektrum

Der Clou an dieser Geschichte ist, dass diese Elemente nicht als dichotome, abgeschlossene Entitäten verstanden werden sollen, sondern mehr in einer fließenden Form. Das bedeutet, dass es hier nicht darum geht, OB jemand beispielsweise gewissenhaft ist, sondern eher, wie stark oder wie gering das jeweilige Persönlichkeitsmerkmal bei einer Person ausgeprägt ist. Die Wissenschaft bedient sich also Merkmalen, die eine Person beschreiben, um hieraus auf die Persönlichkeit schlussfolgern zu können und zäumt so quasi das Pferd von hinten auf.

Wenn du wissen möchtest, wie stark du im Big Five Modell der einzelnen Merkmale ausgeprägt bist, dann kannst du gerne diesen Test der Uni Leipzig machen:

https://www.lw.uni-leipzig.de/wilhelm-wundt-institut-fuer-psychologie/arbeitsgruppen/persoenlichkeitspsychologie-und-psychologische-diagnostik/persoenlichkeitstest

Eine von vielen Weiterentwicklungen des doch schon etwas älteren Big-5 Modells, ist das jüngst veröffentlichte Modell: Facet MAP – Facet-level Multidimensional Assessment of Personality von Irwing et al. [1]. Hier wurden satte 1772 solcher Persönlichkeitsmerkmale, die in verschiedenen Persönlichkeitsfragebögen aufgetreten sind, gesammelt und danach gefiltert, welche Persönlichkeitsmerkmale am häufigsten auftraten. Diese wurden schlussendlich auf 70 Items herunterdestilliert, was im Facet MAP resultierte. Dieser stellt sich als Fragebogen dar, der in eigener Manier beantwortet werden kann und jeweils 7 Antwortmöglichkeiten auf darin gestellte Fragen liefert. Also gibt dieser Test, einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit eines selbst, denn statt 5 Persönlichkeitsmerkmalen, werden satte 70 abgefragt.

Der Fragebogen ist zwar offiziell in englischer Sprache erhältlich, ich habe mir jedoch die Zeit genommen, um ihn ins Deutsche zu übersetzten, damit ihr diesen Fragebogen ausfüllen könnt. Das alles habe ich euch hier über ein Google Sheet bereitgestellt, worin auch weitere nötige Erklärungen eingetragen sind. Keine Angst, ich verteile hier keine Malware und auch keinen Spam – gerne möchte ich euch ein Wenig die Augen öffnen, wer ihr seid und was euch definiert! Spannend ist es auch, diesen Test einer bekannten Person eurer Wahl vorzulegen, damit diese die Fragen in eurem Namen beantwortet. Das bietet sicherlich besonderen Gesprächsstoff und deckt viele neue, bislang unerkannte Erkenntnisse über euch selbst auf.

persönlichkeitsstörung

Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit auf deine Gesundheit und dein Wohlbefinden?

Gerade dadurch, dass die Forschung um die Persönlichkeit schon eine lange Historie zu verzeichnen hat, bedingt entsprechende Ergebnisse rund um die Signifikanz dessen im eigenen Leben. Es ist daher spannend zu wissen, welche Elemente deiner Persönlichkeit dir möglicherweise im Weg stehen, um Ziele zu erreichen oder auf einer unbewussten Ebene sogar hilfreich sind, um deinen Alltag gesund zu gestalten.

 

Aber ist die Persönlichkeit überhaupt mit alltagsrelevanten Dingen beziehungsweise mit der Gesundheit assoziiert?

 

Mal sehen, was die Wissenschaft an Erkenntnissen zu bieten hat:

1. Mental Health oder Psychische Gesundheit

Die Weltgesundheitsorganisation definiert mental health (oder eben die psychische Gesundheit) wie folgt: “a condition of well-being in which each person fulfills his or her own potential, can cope with typical stressors of life, can work successfully and fruitfully, and can contribute to her or his community” [14].

Psychische Gesundheit ist also essentiell, um unser größtes Potenzial zu unseren Lebzeiten auszuschöpfen. Wir befinden uns dabei in einem Zustand der Ausgeglichenheit, wir können auf Stress, Stressoren und Herausforderungen des Lebens spontan reagieren (klingt doch eigentlich wie Resilienz, was wir hier bereits besprochen haben). Dies führt zu einer erfüllenden und produktiven Arbeit als auch zur Beteiligung an der Verbesserung der Gesellschaft.

Wie kann die eigene Persönlichkeit also nun Einfluss auf die psychische Gesundheit einer Person nehmen?

Diese Frage stellten sich Kang et al. ebenfalls, wobei sie Daten von ungefähr 12.000 Studienteilnehmern auswerteten, die verschiedene Fragebögen beantworteten.

Herausgestellt hat sich dabei, dass a) Neurotizismus generell mit einem erhöhten Risiko an mental health Problemen korrelierte, wohingegen b) Extraversion protektiv bei Faktoren wie sozialen Problemen, Depression und Ängstlichkeit zu sein scheint. Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit c) äußerten sich in weniger sozialen Schwierigkeiten und gedämpfter Stimmung sowie einem höheren Selbstvertrauen. Offenheit schien d) vor Ängstlichkeit und Depressionstendenzen zu schützen. [13]

2. Chronischer Schmerz

Bei Personen mit chronischem Schmerz ist lange Zeit beobachtet worden, dass gewisse Persönlichkeitseigenschaften häufiger unter Betroffenen vertreten sind. Es wurde lange Zeit postuliert, dass emotionaler Konflikt in einer unliebsamen Präsentation der Emotionen (was als Persönlichkeitsmerkmal in Erscheinung tritt) auftritt und sich dieser emotionale Schmerz in einer physiologischen Schmerzempfindung schlussendlich darbietet. Chronischer Schmerz sei dabei auch als Art Selbstbestrafung verstehbar [17]. Für mein Verständnis ist diese Vermutung ziemlich weit hergeholt.

 

Das dachten sich ein paar Wissenschaftler auch, die in späteren Jahren dann auf die empirische Forschung zurückgriffen und versuchten, die Fragestellung zu instrumentalisieren. Festgestellt werden konnte, dass Personen, die unter chronischem Schmerz litten, als Persönlichkeitsmerkmal den Neurotizismus ausgeprägter hatten [18]. Jedoch bot sich ein sehr heterogenes Bild unter Personen mit chronischem Schmerz in deren Persönlichkeit und eine strikte Verbindung zwischen diesen Komponenten sollte nicht vorschnell gezogen werden. Es könnte sich nämlich auch um einen umgekehrten Zusammenhang handeln, wobei Schmerz zu einer geringeren emotionalen Ausgeglichenheit führt, welcher in höheren Neurotizismusscores mündet.

3. Schulische und Berufliche Leistung

Eine Analyse von mehr als 50 Metaanalysen zum Einfluss der Persönlichkeit auf akademische und berufliche Leistung fand folgendes Ergebnis: Vornehmlich Gewissenhaftigkeit habe einen starken Einfluss auf akademische Leistung, aber auch auf die berufliche Leistung (nur nicht in einem solch hohen Maße). Alle anderen Faktoren der Big Five hätten jedoch dennoch signifikanten Einfluss auf diesen Lebensbereich. [19]

4. Sexualität und sexuelle Gesundheit

In einer Metaanalyse des Jahres 2018, welche Daten von rund 137 Studien mit 420.000 Personen umfasste, stellte sich heraus, dass Persönlichkeit bedeutsam mit Sexualität in Verbindung zu stehen scheint.

 

Dabei seien Neurotizismus und sexuelle Unzufriedenheit miteinander verknüpft, gleichermaßen mit negativen Emotionen hinsichtlich der Sexualität und Anzeichen der sexuellen Dysfunktion. Personen mit höherer Extraversion hätten mehr sexuellen Kontakt und gingen höhere Risiken bei sexuellen Aktivitäten ein und haben weniger mit Unzufriedenheit zu kämpfen. Offenheit punktet mit Liberalität, wobei Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit beim Sex eher gewaltfrei und treu agieren. [20]  

5. Gesunder Lebensstil

Roberts & Bogg haben 2004 in ihrer longitudinalen Studie folgende Beobachtung gemacht: Ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung von Gewissenhaftigkeit oder entsprechend passenden Aspekten dieses Persönlichkeitsmerkmals konnte zur späteren Scheidungsrate (niedriger) und beispielsweise zu gesundheitsabträglichem Verhalten (Marihuana und Zigarettenkonsum) gezogen werden. [21]

 

In diesem Feld hatten Zuckermann et al., bereits 2003 biologische Zusammenhänge aufgezeigt. So konnten bei Personen, die generell eine eher impulsive Persönlichkeit hatten (wenig gewissenhaft, dafür stärker neurotisch), eine erhöhte kortikale Aktivierung beobachtet werden, eine höhere Konzentration an Testosteron gemessen werden und zudem wurde in dieser Hinsicht ein erhöhtes sexuell aktives Verhalten aufgedeckt (welches wiederum potentielle Risiken für das Erkranken an einer sexuell übertragbaren Krankheit darstellt). [19]

was sind die 5 Persönlichkeitstypen

Persönlichkeitsbegriffe: zwischen Persönlichkeit, Charakter, Temperament

Persönlichkeit, haben wir gelernt, lässt sich indirekt über Persönlichkeitsmerkmale definieren. Diese Merkmale wiederum, beschreiben eine zeitüberdauernde Art des Verhaltens, der Denkweisen und der Empfindungen beziehungsweise der Gefühle, die Personen hegen. [13] Diese Merkmale wiederum lassen Vorhersagen zu, über zukünftiges Verhalten einer Person und sind daher charakterisierend für diese, sprich: bilden das Fundament für die Persönlichkeit einer Person.

 

Lassen sich diese Persönlichkeitsmerkmale verändern oder wodurch sind diese definiert?

 

Hierzu müssen wir einmal zwei weitere Begriffe mit einführen, den Charakter und das Temperament. In den 1980 gern wurde die Unterscheidung zwischen diesen Entitäten durch den Psychiater C Robert Cloninger verbreitet. Dieser entwarf nämlich ein neues Modell, welches sowohl angeborene, als auch kultivierte Aspekte des Charakters berücksichtigte. So befolgte dieser Ansatz, das so genannte biopsychosoziale Modell des Menschen (oder auch der Krankheitsentwicklung psychischer Erkrankungen). In dem ist bio der hereditäre Aspekt, also die genetisch vorbestehende Komponente, das Element psychosozial ist die erlernte und entwickelte Eigenschaft einer Person.

 

Nach diesem Vorbild schreibt Cloninger das Temperament eher einer genetisch determinierten Zustandsform der Persönlichkeit zu, wobei dies als integrierter Bestandteil und eher nicht-formbarer Anteil anerkannt wird. Es wird zwischen 3 wesentlichen Temperamenten unterschieden. [16]

 

  1. Novelty Seeking – Nach Neuem Suchend
  2. Harm Avoidence – Schmerzmeidend
  3. Reward Dependence – Belohnungsabhängig

 

Der Charakter hingegen beschreibt den formbaren und beeinflussbaren Anteil der Persönlichkeit. Hierzu bedient sich der Psychiater einer Annahme eines kognitiven Mechanismus, welcher erlaubt ein Selbstkonzept zu etablieren, dieses zu verändern, Ziele zu setzen und Werte zu definieren. Dies ist alles geprägt von Einflüssen aus Kultur und Gesellschaft und zugänglich für Lerneffekte bis zum Zeitpunkt der vollständigen Charakterreife (oder teils noch darüber hinaus). [15]

was ist der Unterschied zwischen Charakter und Persönlichkeit

Fazit

In diesem Blogbeitrag haben wir uns der Thematik rund um die Persönlichkeit angenommen. Wir haben diesen Begriff definiert, haben gesehen, welche Eigenschaften eine Persönlichkeit auszeichnen und, dass einige Aspekte der Persönlichkeit (Charakter) durch das Umfeld geprägt werden kann. Andere Elemente (das Temperament) sind wiederum eher konstant und scheinen dabei mit der Genetik auf uns durch unsere Vorfahren übertragen worden zu sein.

 

Schlussendlich haben wir uns auch mit der Frage auseinandergesetzt, wieweit die Persönlichkeit Krankheit und Gesundheit beeinflussen kann und haben festgestellt, dass zumindest gewisse (logische oder weniger logische) Tendenzen vorbestehen mögen. Bei solchen Zusammenhängen sei jedoch äußerste Vorsicht geboten:

 

Denn Korrelation oder Assoziation gilt ungleich als Kausalität.

 

Dennoch sind Erkenntnisse auf Basis einer ziemlich großen Stichprobe zumindest wegweisend und kann interessante Strategien aufzeigen. Gerade die Stärkung von Gewissenhaftigkeit scheint hier eine sehr attraktive Form der Intervention sein zu können, die langfristig mit einem erhöhten Gesundheitsstatus, weniger Risikoverhalten und einem glücklicheren, erfolgreicheren und erfüllteren Leben einhergeht.

 

Es bleibt dennoch abzuwarten, ob Persönlichkeit zukünftig anhand unabhängiger, biologischer Faktoren bemessen werden kann. Eine Angabe zur Persönlichkeitsmerkmalen im Rahmen der Beantwortung von Fragebögen bietet da einigen Raum zur Manipulation und daher unsauberen Ergebnissen.

 

Ich gehe dann mal ganz gewissenhaft meine Wohnung ordnen (:

was ist unsere Persönlichkeit

[1] Irwing, P., Hughes, D. J., Tokarev, A., & Booth, T. (2024). Towards a taxonomy of personality facets. European Journal of Personality, 38(3), 494-515. https://doi.org/10.1177/08902070231200919

[2] https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/big-five-persoenlichkeitsfaktoren/2360 Letzter Zugriff: 07.07.2024

[3] https://www.buzzfeed.com/quizzes/personality letzter Zugriff: 07.07.2024

[4] Watson, D., & Clark, L. A. (1997). Extraversion and its positive emotional core. In Handbook of personality psychology (pp. 767-793). Academic Press.

[5] Walker, D. L. (2020). Extraversion–introversion. The Wiley encyclopedia of personality and individual differences: Models and theories, 159-163.

[6] Eysenck HJ, Eysenck MW. Personality and individual differences. A natural science approach. Plenum Press; New York: 1985.

[7] Costa P, Bagby R, Herbst J, McCrae R. Personality self-reports are concurrently reliable and valid during acute depressive episodes. Journal of Affective Disorders. 2005;89(1–3):45–55. doi: 10.1016/j.jad.2005.06.010.

[8] Ackerman, P. L., & Heggestad, E. D. (1997). Intelligence, personality, and interests: evidence for overlapping traits. Psychological bulletin, 121(2), 219.

[9] Chiappelli, J., Kvarta, M., Bruce, H., Chen, S., Kochunov, P., & Hong, L. E. (2021). Stressful life events and openness to experience: Relevance to depression. Journal of affective disorders, 295, 711–716. https://doi.org/10.1016/j.jad.2021.08.112

[10] Graziano, W. G., & Tobin, R. M. (2002). Agreeableness: Dimension of personality or social desirability artifact?. Journal of personality, 70(5), 695-728.

[11] Roberts, B. W., Jackson, J. J., Fayard, J. V., Edmonds, G., & Meints, J. (2009). Conscientiousness. In M. Leary & R. Hoyle (Eds.), Handbook of individual differences in social behavior (pp. 369-381). New York, NY: Guilford Press.

[12] Roberts, B. W., Lejuez, C., Krueger, R. F., Richards, J. M., & Hill, P. L. (2014). What is conscientiousness and how can it be assessed?. Developmental psychology, 50(5), 1315.

[13] Kang, W., Steffens, F., Pineda, S., Widuch, K., & Malvaso, A. (2023). Personality traits and dimensions of mental health. Scientific reports, 13(1), 7091. https://doi.org/10.1038/s41598-023-33996-1

[14] WHO (World Health Organization). (2001). Strengthening mental health promotion: Mental health is not just the absence of mental disorder.

[15] Conrad, R., Wegener, I., Geiser, F., & Kleiman, A. (2013). Temperament, character, and personality disorders in chronic pain. Current pain and headache reports, 17(3), 318. https://doi.org/10.1007/s11916-012-0318-3

[16] Cloninger CR, Svrakic DM, Przybeck TR. A psychobiological model of temperament and character. Arch Gen Psychiatry. 1993;50(12):975-90.

[17] Engel GL. Psychogenic pain and pain-prone patient. Am J Med. 1959;26(6):899-918

[18] Wade JB, Dougherty LM, Hart RP, Cook DB. Patterns of normal personality structure among chronic pain patients. Pain. 1992;48(1):37-43.

[19] Zuckerman, M. (2003). Biological bases of personality. In T. Millon & M. J. Lerner (Eds.), Handbook of psychology: Vol. 5. Personality and social psychology (pp. 85–116). New York: Wiley.

[20] Allen, M. S., & Walter, E. E. (2018). Linking big five personality traits to sexuality and sexual health: A meta-analytic review. Psychological bulletin, 144(10), 1081–1110. https://doi.org/10.1037/bul0000157

[21] Roberts, B. W., & Bogg, T. (2004). A longitudinal study of the relationships between conscientiousness and the social environmental factors and substance use behaviors that influence health. Journal of Personality, 72, 325–353.

great. minds. act.

Mein Bestreben ist es, Gesundheitsbewusstsein unter die Menschen zu bringen und es einfach & individuell umsetzbar zu machen. Meine Vision ist es, dass alle Menschen ihr größtes Potenzial in sich erwecken und selbstwirksam ihre Träume in die Realität umsetzen. Ich bin hier, um das Fundament dafür mit DIR aufzubauen. Inklusive Körper, Geist und Seele – ganzheitlich eben.

Meine

Empfehlungen

fette
5 Fette Fakten, Die Du Über Fette Wissen Solltest!

entdecke

Das könnte dich auch interessieren:

fette
5 Fette Fakten, Die Du Über Fette Wissen Solltest!
Fette Fete - Fettes Essen. Aber wie beeinflussen Fette unseren Alltag im gesundheitlichen Sinne wirklich? Benötigen wir Fette überhaupt zum Überleben? Und wenn ja, welche Fette sollten wir dann zu uns nehmen? Fragen, die wir hier einmal zusammen klären möchten!
kognitive dissonanz einfach erklärt
Kognitive Dissonanz oder: wenn Ärzte rauchen
Kognitive Dissonanz, heißt: innerer Konflikt. Unsere Handlungen passen nicht zu unseren Werten. Doch warum passiert das? Und sind wir davon überhaupt betroffen? Was können wir dagegen tun? Antworten, wie immer - hier!
resilienz bedeutung
Resilienz – die beste Fähigkeit für ein erfolgreiches Leben!
Resilienz - Eine Person, die unter dem Druck des Lebens nicht zerbricht. Doch wie kommt man dahin? Und kann man Resilienz überhaupt lernen? Wie definieren sich resiliente Personen und was sagt die Wissenschaft dazu?

Du willst mehr?

Origineller & exklusiver Inhalt direkt in dein Postfach. Kein Schnick-Schnack, kein Spam, nur die Crème de la Crème!